Marta Fuchs
1898-1974 »Das schwäbische Götterkind«
von Roswitha von dem Borne, Johannes Lenz |
Mit einem Geleitwort von Peter Schneider
EAN 9783867830102
Hersteller: Info 3
»Der größten Kundry aller Zeiten.«
Wilhelm Furtwängler
Dieses unvergleichliche Lob, zu lesen auf einem Porträtphoto des genialen Dirigenten, galt Marta Fuchs. Solch enthusiastische Verehrung und Hochachtung bei Kollegen, Dirigenten, Publikum und Rezensenten ist wohl selten einer Künstlerin zuteil geworden. Wo immer sie auftrat, herrschte eine stets bezeugte andachtsvolle Stille, ein gebanntes Lauschen auf das geistige Geschehen, dem nicht enden wollender Applaus folgte. Sie war die bewunderte Heroine nicht nur in Bayreuth, die Wagnerinterpretin par excellence, ebenso feierte sie Triumphe in vielen anderen Rollen, welche die Ersten Opernhäuser ihrer Zeit zu vergeben hatten.
Sie war eine Berühmtheit.
Einbezogen in ihren Bühnenalltag – bislang aber kaum erforscht – führte Marta Fuchs darüber hinaus ein bemerkenswertes Leben als Mensch und Zeitgenossin, das nur mit Bewunderung zur Kenntnis genommen werden kann. Mutig und unbeirrt in ihren Grundsätzen begegnete die Anthroposophin erster Stunde dem Nationalsozialismus, solidarisierte sich in aller Öffentlichkeit mit dem verfolgten Dirigenten Fritz Busch, trug gemeinsam mit anderen Mitstreitern ihren Protest gegen das Verbot der Waldorfschulen, der Anthroposophischen Gesellschaft und der Christengemeinschaft bis in die höchsten Gremien der politischen Führung vor.
Nie war sie um offene Worte in dunkler Zeit verlegen, so zum Beispiel, als sie Hitler noch im Sommer 1939 in Bayreuth öffentlich fragte, ob er einen Krieg beginnen werde, worauf dieser noch 1938 antwortete: »Verlassen Sie sich darauf, Frau Fuchs, es gibt keinen Krieg.« Ihr Schutz war ihr Ansehen, aber wie viele, gleich ihr prominent, haben geschwiegen?
Sie ist eine Persönlichkeit der Zeitgeschichte.
Diese erste Biographie über Marta Fuchs erscheint zu einem Zeitpunkt, da nur noch wenige Menschen, die ihr persönlich begegnet sind, berichten können und kaum noch von Zeitzeugen die Wirklichkeit der düstersten Jahre deutscher Geschichte erzählt werden kann – das heißt, sie erscheint im letzten Augenblick, ehe das Vergessen beginnt.
Zu Ihrem schönen Marschallinerfolg am Ort unserer Erstbegegnung
gratuliere ich herzlich.
Ihr verehrungsvoll ergebener Richard Strauss
Von grandioser Wirksamkeit war auch gestern wieder der Schluss, in dem die Künstlerin wahre Gipfelpunkte ihres gereiften Könnens bot. Blumenüberladen dankte sie für die starken Beifallsbezeugungen, aber selbst der »Eiserne« vermochte sie nicht den vielstimmigen Hervorrufen zu entziehen.
AACHEN
Die in jeder Phase fesselnde Charakterstudie der Kundry von Marta Fuchs gehört zu den überragenden Meisterleistungen im Szenenbild des Bayreuther Parsifal: eine sieghaft strahlende Stimme, die in der großen Szene des zweiten Aktes ihren Glanz entfaltet und ein tiefes seelisches Nacherleben widerspiegelt.
BAYREUTH
Marta Fuchs ist eine Kundry von größtem Bayreuther Format. … Höchste Vollendung – wie sie nur in Bayreuth möglich ist ... Das Schweigen tiefer Ergriffenheit folgte jedem Aufzuge.
BAYREUTH
Im Mittelpunkt stand eine geniale Einzelleistung, die magnetisch alles in ihren Bann zog. Marta Fuchs als Senta. … Die Interpretation der Ballade ist einzigartig. … Nach den beiden ersten Akten etwa zwölf Vorhänge und zum Schluss immer erneute Hervorrufe.
BERLIN
Immer wieder stand diese große Sängerin, die nie viel Aufhebens von sich machte, als Isolde im Brennpunkt des internationalen Operngeschehens.
DRESDEN
Hier hört das Erlernbare auf. Hier wird das Geheimnis des Künstlertums offenbar ... Jubel ohnegleichen. Karl Böhm, beim Aktbeginn mit Beifall begrüßt, musste inmitten der Darsteller erscheinen. Marta Fuchs stand in einem Sturm der Verehrung.« …DRESDEN
In der Liebesszene mit Siegfried feierte ihr im mezza voce dunkel aufglühender, in der Höhe strahlend emporstrebender Sopran wahre Triumphe einer überragenden Gesangskunst.
BAYREUTH
Wie viel könnten so manche Kollegen von Ihnen lernen, wenn sie nur ihre Augen aufmachen würden. Zum Schluss noch einmal Dank und Bewunderung.
Stets Ihr Fedor Stepun
Inhalt
- Zum Geleit Peter Schneider
- Vorwort Johannes Lenz
- Prolog. Individualität und Wirklichkeit in der Biographie Roswitha von dem Borne
DER ERSTE LEBENSUMKREIS
- Kindheit und Jugend im Königreich Württemberg
- Die Stuttgarter Oper unter Fritz Busch
- Begegnung mit der Anthroposophie
DIE KONZERTSÄNGERIN
- Die Donaueschinger Musiktage und Musikertagungen in Dornach
BEGINN DER OPERNLAUFBAHN
- Am Stadttheater Aachen 1928–1930
- An der Dresdner Oper
- Hellerau
DIE JAHRE 1933 –1939
- Fritz Busch und der Nationalsozialismus
- »Nur einen Trennungsstrich erkenne ich letzten Endes an – denzwischen guter und schlechter Kunst.« Exkurs über die Vertreibung jüdischer Künstler
- Bayreuth
- Zurück nach Dresden
- Bayreuth 1934
- Die Rolle der Kundry
- Wilhelm Furtwängler und der Fall Hindemith
- »Der Günstling« von Rudolf Wagner-Régeny
- An der Staatsoper Berlin
- Nationalsozialismus contra Anthroposophie
- Marta Fuchs und eine schwedische Gräfin wollen ein Verbot abwenden
- Olympiade und Bayreuther Festspiele 1936
- Künstlerischer Aufstieg und zunehmende Bedrohung
- Bayreuth 1937 und die Deutsche Kulturwoche in Paris
- Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich
- Bayreuth 1938
- »Das schwäbische Götterkind«
- Rottach-Egern am Tegernsee
- Zwei Opern – zwei Hauptrollen von zeitgeschichtlicher Bedeutung
- Bayreuth 1939 – Vorahnungen
KRIEG 1939 –1945
- Sorge – und »Ruhe vor dem Sturm«
- Kulturpolitik in Kriegszeiten
- »Die Gottbegnadeten«
- Marta Fuchs im Kreis der politischen Beschwerdeführer
- Verbot der Dresdner Waldorfschule
- Die Marineoffiziere Hans Erdmenger und Hellmuth v. Rucktreschell
- Verbot der Christengemeinschaft
- Ostfront und Konsequenzen für Bayreuth.
- Exkurs über die Kriegsjahre 1941/42
- Ein letztes Mal in Bayreuth
- Stalingrad
- Aufstand im Warschauer Getto und die Not im Reich
- Ein Brief von Fedor Stepun
- Ariadne auf Naxos
- Konflikte: Fuchs – Tietjen – Walter
- Schließung aller Theater. Kaleidoskop der Ereignisse
- Dresdens Untergang
- Die letzten Wochen vor dem Ende des Krieges und
- Joseph Keilberth in Prag
- Wiederaufleben des Musiklebens in Dresden
NACHKRIEGSZEIT
- »Als unsere Städte in Schutt lagen«
- Nach dem Ende
- Die Oper in Stuttgart
- Rückkehr nach Stuttgart
LETZTE LEBENSJAHRE
- Zurückgezogenheit
- Dank
ANHANG
- Anmerkungen
- Namensregister
- Rollenverzeichnis
- Discographie
- Literaturverzeichnis
- Bildquellen
Über die Autorin:
Roswitha von dem Borne,
geb. 1940 in Wuppertal. Studium der Neuphilologie in Erlangen, Paris und Athen. Reiseleitertätigkeit in Griechenland. Freie Verlagsmitarbeit. Seit 1977 Lektorin in Stuttgart. Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften zu aktuellen Zeitfragen, 1993 das Buch »Der Clown. Geschichte einer Gestalt«.
324 Seiten, 101 Abb., gebunden
ISBN 978-3-86783-010-2