Jan Stuten

Jan Stuten

Musiker und Bühnenbildner am Goetheanum

von Angelika Feind-Laurents | 10.12.2022

Jan Stuten, geboren und aufgewachsen in Holland, lebte ab 1914 in Dornach und war ein enger Mitarbeiter von Rudolf und Marie Steiner. Bis zu seinem unerwarteten Tod 1948 stand er im Zentrum der Bühnentätigkeit und der musikalischen Arbeit am Goetheanum. Dokumente, Briefe, Gedichte und Texte vermögen ein farbiges Bild dieses vielseitig begabten Künstlers zu vermitteln, der auch eine charismatische, eindrucksvolle Persönlichkeit war. Er war in den unterschiedlichsten Bereichen erfolgreich tätig und staunend stehen wir vor seiner enormen Lebensleistung, deren Spuren noch vielerorts wahrnehmbar sind.


EAN 9783723517062

Hersteller: Verlag am Goetheanum

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Stuten führte ein unglaublich tätiges und produktives Leben als Komponist, Dirigent und ausübender Musiker, als Schauspieler, Regisseur, Bühnenbildner, Marionettenspieler, Beleuchter und nicht zuletzt als erfolgreicher Designer und Architekt. Die Schilderung seines Lebens und Wirkens vermittelt ein authentisches Bild der intensiven, enthusiastischen frühen Entwicklungszeit der Goetheanum-Bühne, mit den grossen Erfolgen, den vielen Tourneen und der erstaunlichen Fülle an Konzerten, und es zeigt ein ebenso faszinierendes wie tragisches Leben, das vielfältig überschattet war von persönlichen Querelen unter den Bühnenkünstlern wie auch den gravierenden «offiziellen» Krisen der Anthroposophischen Gesellschaft. Seine Bedeutung auf musikalischem Gebiet bringt uns Johannes Greiner nahe, seine Ideen zur Bühnenbeleuchtung beschreibt Thomas Sutter, und Jolanthe Kugler dokumentiert sein architektonisches Wirken am Beispiel seines markanten Wohnhauses unterhalb des Goetheanum.

Rezension

Von Ursula Ostermai, erschienen in Ein Nachrichtenblatt 13 Nr. 7 | 2. April 2023

Dieses Buch ist gegen Ende des Jahres 2022 im Verlag Freies Geistesleben erschienen; seine Autorin ist Angelika Feind-Laurents, eine profunde Kennerin der Lebensepoche Jan Stutens im anthroposophischen Dornach und darüber hinaus – war sie doch in Dornach geboren und verbrachte Leben und Arbeit im Dienst anthroposophischer Zielsetzungen in der Pädagogik und Literatur.

Die einleitenden Worte der Autorin weisen uns auf die Bedeutung wesentlicher Biographien hin, die uns die Möglichkeit eröffnen, die damaligen erschütternden Taten und Auseinandersetzungen in der Anthroposophischen Gesellschaft nach 1925 nachzuvollziehen und zu erleben, wo auch die Treuesten und Friedlichsten ohne eigenes Zutun mit hineingerissen wurden. Es steigen die Fragen ohne Antwort wieder auf: Wie konnte es dazu kommen? Warum musste es sein?

Jan Stuten ist 1890 in  Nijmwegen/Niederlande, geboren, lebte ab 1914 in Dornach, und starb unerwartet und plötzlich 1948 in Arlesheim in der jetzigen Arlesheimer Klinik. Er lernte Rudolf Steiner und die Anthroposophie während seines  Musikstudiums in Köln kennen.

Von den 450 Seiten, die die Autorin der Beschreibung des Lebensgangs Jan Stutens widmet, umfassen lediglich 79 Seiten seine Kindheit, Jugend, sein Musikstudium und die Begegnung mit  Rudolf Steiner und der Anthroposophie. Sie schildern authentisch und eindrucksvoll sein prallvolles künstlerisches Leben und Wirken in Dornach ab 1914 bis zur Brandkatastrophe Silvester 1922. Ein Lebensabschnitt, der
den Leser hineinversetzt in seinen endlos sprudelnden Ideenreichtum, seine Kreativität und seinen künstlerischen Schaffensdrang. Er war probierend tätig - neben seiner Musik - im Schaffen von Bühnenbildern, im Schauspiel, im Puppenspiel, in der Eurythmie, in der Beleuchtung, als Architekt, - immer unter der Leitung Rudolf Steiners, der ihn dann auch als Mitarbeiter Marie Steiners in der Sektion für Redende und Musizierende Künste an ihre Seite berief.

Sein Leben und die Arbeit in Dornach am 1. Goetheanum führten Jan Stuten zwar infolge der äusseren Lebensumstände des 1. Weltkriegs durch Armut und Verzicht hindurch, aber auch durch eine beispiellose Zeit künstlerischer Kreativität während des Aufbaus des 1. Goetheanums unter der Leitung von Rudolf Steiner.

Seine Bedeutung als Musiker, Komponist und Dirigent wird in schöner Weise gewürdigt von Johannes Greiner, seine völlig neuen Ideen für eine zukünftige Bühnenbeleuchtung berichtet Thomas Sutter in seinem Beitrag, und Jolanthe Kugler beschreibt sein architektonisches Wirken am Bau seines Wohnhauses am Fusse des Goetheanum liegend.

Fühlt sich der Leser noch glücklich staunend hineingeführt in dieses Leben, so ändert sich sein Lese-Erleben abrupt nach dem ersten Drittel des Buches. Der tief berührende Bericht
Jan Stutens über den Brand des 1. Goetheanum, den er selber 1943 verfasst hatte, ist von der Autorin in voller Länge in das Buch übernommen worden.

Nach diesem Ereignis geriet Jan Stuten als Künstler an der Seite Marie Steiners zwischen die Reibungsflächen der grundverschiedenen Anschauungen der Persönlichkeiten des Gründungsvorstandes. Er erlebte unlösbare Konflikte mit den bildenden Künstlern, den Malern, den Musikern; dessen ungeachtet ging seine Arbeit weiter, er organisierte weiterhin Tagungen, hielt Vorträge, fertigte Bühnenbilder, reiste mit den Eurythmisten, komponierte, kurz: wurde überall gebraucht, war überall gesucht.


Nach dem Tode Rudolf Steiners 1925 wurde Jan Stuten in die Konflikte, Spaltungen und Zerstörungen mit hineingerissen, die innerhalb der Gesellschaft aufbrachen. Der Leser erlebt diese Zeit durch ihn aus der Perspektive der Sektion RMK. Staunend wird man dabei der Arbeitsmethode Marie Steiners gewahr: das wie priesterliche Ergreifen und Durchdringen der Sprache in ihren Bewegungen, in Klang und Laut – streng und kompromisslos weiterführend, was sie durch 23 Jahre hindurch an Rudolf Steiners Seite und mit seiner Hilfe erarbeitet hatte, - jetzt mit Jan Stuten an ihrer Seite. Staunend erfährt man auch, auf welche Weise damals fast alle Persönlichkeiten untereinander kommunizierten: in Form von Briefen, obwohl es bereits Telefon gab, und obwohl sich die Menschen täglich sahen und begegneten. So finden wir in dem Buch eine Fülle von Briefen, abgeschickt
oder auch nicht, von Schriften, Aufsätzen, Tatsachen-Berichten, Protokolle, Tagebuch-Aufzeichnungen von ihm und von Albert Steffen, zahlreihe Briefe Marie Steiners, Gesprächsnotizen aus den Gesprächen mit Rudolf Steiner, und vieles mehr.

Im Buch sind auch die von Jan Stuten im und um den Goetheanum-Bau herum geschaffenen Werke aufgeführt, z.B. die Gestaltung des grossen Westfensters. Man kann nun auf Entdeckungsreise gehen!

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Dieses Werk ist nicht nur spannend zu lesen, es gehört auch zu den wichtigen Büchern, die den Lesern die Möglichkeit geben, anzuknüpfen an die Epoche zu Beginn des 20. Jahrhunderts: die Geburt anthroposophischer  Geisteswissenschaft und Kunst; sie ist mit den Schicksalen vieler bedeutender Persönlichkeiten verknüpft, mit Tragik und Leid in der Vergangenheit, aber auch mit dem Geisteslicht einer neuen Zukunft.

Eine weitere Kernbotschaft der Arbeit ist, dass bei allen menschlichen Unzulänglichkeiten und Verwerfungen die geistigen Leistungen Einzelner davon unberührt bleiben, wie auf einer anderen Lebensebene stattfinden und dort ihre Wirkung entfalten.

Das Buch ist allen Lesern ans Herz zu legen, die Jan Stuten kennenlernen, und eintauchen wollen in die Geschichte der Anthroposophischen Bewegung und Gesellschaft, vor allem
aus der Sicht des künstlerischen Schaffens Marie Steiners und ihrer Sektion für Redende und Musizierende Künste.

Ursula Ostermai 

Erscheinungsdatum: 12.12.2022
Auflage: 1. Auflage
Produktform: Softcover
Seiten: 504 m. farb. Abb.
Format: 2150 x 1480 mm
ISBN: 978-3-7235-1706-2