Briefe an Schnupper
von Gottfried Richter |
Mit einem Geleitwort von Martin Merckens
EAN 9783867830195
Hersteller: Info 3
»Den Menschen als Ebenbild Gottes zu retten.«
»Schnupper« heißt eigentlich Beate und ist die Tochter des Autors, der als Soldat 1943/44 meist in nächtlichen Kampfpausen bei der Flak Briefe an sie schrieb, die zum ausschließlichen Inhalt die Schilderung der Evangelien und Psalmen haben. Gottfried Richter, seit 1927 Priester in der 1941 verbotenen Christengemeinschaft, sah in diesen Betrachtungen die einzige Möglichkeit, den gleichfalls untersagten Religionsunterricht zur Vorbereitung auf die Konfirmation seiner Tochter auf seine Weise dennoch zu geben. Er wählte eine Diktion, die dem Kind gemäß sein musste, aber auch die spirituelle Tiefe des Evangeliums erfahrbar machen sollte. Das hieß, die Sphäre des Christuswirkens so einzubeziehen, wie es eigentlich nur das gesprochene Wort erlaubt hätte. Und es gelang! Beate erinnert sich bis heute, »wie sehr ich sie als lebendige, farbige Schilderung erlebte und dass mir das Evangelium dadurch bildhaft nahe gebracht wurde«. Richter war ein ideenreicher und gedankenklarer Autor, der in seinen Werken zur Religions- und Kunstgeschichte immer wieder unter Beweis stellen konnte, wie der auf hohem Niveau geschriebene Text gerade bei anspruchsvollen Inhalten zum schöpferischen Erlebnis für den Leser selbst werden kann.
Die erhaltenen neun Briefe an »Schnupper« gehörten zu den wenigen Habseligkeiten, die 1945 auf der Flucht von Breslau in den Westen in einem kleinen Kinderkoffer mitgenommen wurden. Sie sind ein bewegendes Zeitzeugnis und strahlen in der imaginativen Sprache Richters ungemindert bis heute eine Innigkeit und Klarheit aus, die ebenso zeitlos ist wie ihr Inhalt.
Dieses Buch ist ein einzigartiger Fund
Da schreibt 1943/44 ein Vater an »Schnupper«, (seine Tochter) zur Vorbereitung ihrer Konfirmation. Der Vater ist Pfarrer der Christengemeinschaft, die von 1941 bis 1945 vom Nazi-Staat verboten war. Die neun Briefe des Flak-Soldaten entstehen in nächtlichen Kampfpausen und sollen dem Kinde das Christusleben und -wirken erschließen.
Die Sprache ist einprägsam, für ein Kind verständlich und zugleich frei von jeder Simplifizierung oder konfessionellen Enge. Ein Lehrstück, wie man gegenüber geliebten Heranwachsenden zum Wesentlichen kommen kann. Aber wichtiger scheint mir noch zu sein: Was passiert, wenn ein Vater den Mut findet, sein Innerstes einem Kinde zu enthüllen? Selbstverständlich ist es eine besondere Lage, aus dem Krieg und der Trennung heraus zu schreiben, aber geht es heutigen Vätern wirklich anders? Wer es schwer findet, sich seinen Kindern mitten in der Pubertät mitzuteilen, der wird in diesem Buch vielleicht einen Rückhalt finden.
Und man kann das schmale, schöne Büchlein auch Heranwachsenden – rund um die Konfirmation etwa – schenken.
Mit Liebe an das Christusmysterium heranführen
Gottfried Richter, der schon 1927 zum Kreis der ersten Priester der Christengemeinschaft stieß, hat vor allem mit seinem Buch »Ideen zur Kunstgeschichte« eine große Leserschaft gefunden. Das hier vorgestellte Bändchen mit Texten aus seiner Feder ist ganz anderer Art. Seine Tochter legt darin Briefe vor, die der Vater ihr 1943/44 im Zugehen auf die Konfirmation geschrieben hat – in nächtlichen Kampfpausen aus der Flakstellung, in der er Dienst tun musste.
Aber nichts von Krieg und Waffenlärm klingt in die Darstellungen hinein.
Wunderbar zart und einfühlsam erschließen die neun Briefe dem jungen Mädchen die Darstellungen des Matthäusevangeliums. Dabei ist Richter stets darum bemüht, die Tochter nicht nur an einen heiligen Text heranzuführen, sondern zur Begegnung mit einem Wesen und ihr Sinne für das Wahrnehmen des Wirkens Christi zu öffnen.
Der Vater hat ein sicheres Gespür dafür, wie weit er mit Erklärungen gehen kann und wo er es bei Hinweisen auf spätere Vertiefung belassen muss.
Wunderbar sprechend sind die Bilder und Vergleiche, die er heranzieht, um dem Kind das Christusmysterium nahe zu bringen.
Auch der erwachsene Leser wird es als Wohltat empfinden, sich von Richter auf so feine, liebevolle Weise das Evangelium zugänglich machen zu lassen. Lebendig mitfühlend erschließen sich ihm nicht nur die äußeren Ereignisse, die im Evangelium dargestellt werden, sondern immer auch die innere Haltung der Menschen und des Christus selbst, so dass er ihnen wirklich begegnet. Ein wunderbarer Kosmos menschlicher und göttlicher Seelenkräfte eröffnet sich, getragen und vermittelt von der herzlichen Liebe des Vaters für sein Kind, dem er etwas geben kann, das stärker ist als Krieg und Not – ganz gewiss auch heute.
Dieses Büchlein wird wohl als Geheimtipp den Weg zu seinen Lesern finden müssen, verrät doch der Titel nicht im Leisesten, um welche Liebesgabe es sich da handelt.
Georg Dreißig in »Die Christengemeinschaft«Über den Autor:
Gottfried Richter, (1901-1980)
verlebte seine Kindheit in Oberschlesien. 1919-24 Studium der Kunstgeschichte in Breslau, Heidelberg und Jena; 1921 Begegnung mit der Anthroposophie; 1926-27 Priesterseminar in Stuttgart, danach Pfarrer in Breslau bis 1939 – ab dann Soldat bis 1945. Nach Kriegsende 35 Jahre Tätigkeit als Pfarrer in der von ihm errichteten Kirche in Ulm.
96 Seiten, Klappenbroschur
EUR 12,80
ISBN 978-3-86783-019-5