Perlen der Seele

Perlen der Seele

Gedichte

von Hella Krause-Zimmer | 30.08.2022

Hella Krause-Zimmer (19.12.1919 – 11.4.2002) gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der anthroposophischen Bewegung. Die in Breslau Geborene erinnerte sich gerne an die Tatsache, dass sie „immer schon geschrieben habe.“ Was allerdings ihre Umgebung verständnislos betrachtete, war und blieb ihr als selige Beglückung, ja war ihr Herzensbedürfnis. So schrieb sie schon als Kind, z.B. auf dem Boden sitzend, mit einer kleinen Fußbank als Tischchen und malte die ersten Zeichen auf Papier.


EAN 9783939240549

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Hella Krause-Zimmer (19.12.1919 – 11.4.2002) gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der anthroposophischen Bewegung. Die in Breslau Geborene erinnerte sich gerne an die Tatsache, dass sie „immer schon geschrieben habe.“ Was allerdings ihre Umgebung verständnislos betrachtete, war und blieb ihr als selige Beglückung, ja war ihr Herzensbedürfnis. So schrieb sie schon als Kind, z.B. auf dem Boden sitzend, mit einer kleinen Fußbank als Tischchen und malte die ersten Zeichen auf Papier. Bald entstanden kleine Reime – vor ihren Mitmenschen verborgen gehalten , in ihrer kindlich-wachsenden Innenwelt. Nachts schrieb sie heimlich, und als dies verboten, lernte sie ihre ersten Wort-Verdichtungen auswendig, um diese bei nächster Gelegenheit niederzuschreiben. Ohne dass ihre Eltern davon wussten, erlernte sie die Schauspielkunst, neben ihrem Büroberuf, denn „wer schreiben will, muss auch sprechen lernen!“.

Der Krieg brach aus und sie musste fliehen. Ihre ersten Gedichte sprach sie im Freien vor 100ten Obdachlosen; auch forderte man sie auf, in einem Küchenwagen der Wehrmacht zu rezitieren sowie in einem großen mit Flüchtlingen überfüllten Schulsaal; dankbare Anerkennung fand sie.
Ihr Weg führte sie durch die ehemalige Tschechoslowakei, Wien, Waidhofen, Salzburg, München nach Hamburg, wo sie bei Verwandten kurze Zeit bleiben konnte. Sie begann Geschichten zu schreiben, spielte in einer Märchenbühne mit, wurde Rundfunksprecherin. Durch ihre Berührung mit der Anthroposophie, die sie vor Kriegsausbruch schon kennen gelernt, suchte sie nach Gleichgesinnten. Stuttgart sollte ihre nächste Station werden. Sie beteiligte sich bei Festgestaltungen innerhalb des anthroposophischen Lebens und trat ein in einen großen Künstlerkreis; die verschiedenen Kunstgebiete befruchteten die gemeinsame geisteswissenschaftliche Arbeit.

Die Existenzgrundlage sicherten ihr Aufträge für den Rundfunk, ein Lektorat bei einem Verlag sowie gelegentliche Sekretärinnenarbeit und diverse Veröffentlichungen.
Mit dem Architekten Erich Zimmer, den sie heiratete, zog sie durch dessen Berufung nach Dornach in der Schweiz. Hier sollte si
ch ihre schriftstellerische Laufbahn entfalten. Eine beachtliche Vielfalt von Werken – ihre „Geisteskinder“, wie sie diese nannte, - traten in die Sichtbarkeit. Sie richtete sich darin nicht nur an alle Altersstufen, sondern schrieb auch über die verschiedensten Themen: die Felder des Lebens, Biographien, die Kunstgeschichte, einzelne Kunstgegenstände, das Zeitgeschehen, innerhalb der Gebiete der Geisteswissenschaft und der Religion. Welch` reiche Ernte! Auch hielt sie Vorträge im In- und Ausland. Ihr Blick, der wach ins gegenwärtige Geschehen der Zeit gerichtet war, reichte auch weit in vergangene Tage zurück (man denke nur an ihre einzigartigen anthroposophisch-christologischen Forschungen); ebenso war ihr Gerichtetsein ganz dem Zukünftigen ergeben – siehe ihr Buch „Der Jupiterzustand des Planeten Erde und seine Vorbereitung in der Gegenwart“! Zudem erschienen über Jahrzehnte hindurch ihre interessanten Artikel in den unterschiedlichsten Zeitschriften.

Ihre Lebensjahre wurden umrankt von diesen Gedichten. Sie künden in Wort und Klang, Rhythmus und Laut von einer Seele, die in Natur und Jahreszeitenlauf, in den Menschen und der Welt, den Verstorbenen sowie den Mächten, die unser Sein tragen und lenken, leben konnte.
Gedichte wurden ihr zum – Wegbegleiter.

Aus ihrer Gedichte-Mappe wurden erstmals 2018 im Verlag am Goetheanum eine kleine Auswahl mit dem Titel „Blüten sinds in einem großen Reigen“ veröffentlicht.
Nun im Jahre 2022, 20 Jahre nach Hella Krause-Zimmers Erdenabschied erscheinen ihre Gedichte zur Gänze, so wie sie diese selbst in Reihenfolge und Anzahl, Satzzeichen und Untergliederungen vorbereitet hatte. Mögen sie als „freiwilliges Geschenk“ empfunden sein, „dessen Mitteilung dem selbstlosen Bedürfnis entspringt, die Geheimnisse der Seele nicht für sich allein zu besitzen.“ (Rudolf Steiner, GA 33, S.130)

Von einem Leser ihrer Werke erhielt sie einmal folgende Zeilen:
„Da merkt man die Wahrheit der Worte, dass nur ein mit echter Phantasie begabter Mensch sich… einzuleben weiß. Zu spüren die Liebe und Ehrfurcht vor dem Worte und der Sprache!
Das ist eine reife Frucht echter Beschäftigung mit der Geisteswissenschaft, wo Kunst, Wissenschaft und Frömmigkeit sich wieder verbinden!“
Diese Wahrheit ist es, wodurch die lyrische Kunst
„zum schönsten Versöhnungsmittel… zwischen den verschiedensten Gesinnungen der Menschen“ werden kann. (ebenda)
Für die Unterstützung durch die „Stiftung Züricher Kerzenziehen“ sowie die geleistete Vorbereitungsarbeit zum Druck dieses Werkes durch Gertraud Eichberger und Peter Stühl sei auf das Herzlichste gedankt.

Andrea Hitsch
Johanni 2022

 

Wind, sagst Du, sind meine Hände? / Wind, der über Sommer-Halme streicht? Zärtlichkeit ists, Lieb, die ohne Ende / zu Dir will, und die Dich nie erreicht.

Wie ein Ton im dunklen Weltall zitternd, / der den Heimatstern zu küssen sucht,

stets auf Wallfahrt und stets unerschüttert, / bist Du meiner Zartheit Baum und Bucht.

Immer klingen Wellen, wie im Traume, / die mein Herz für Deine Seele spricht.

Leise Märchen sinds vom Wunderbaume, / die Dein Herz von meinen Händen fühlt.

Lass sie schweigen, so wie Blumen schweigen. / Sollen Blumen reden, bricht man sie. Blüten sinds in einem großen Reigen.
/ Du und Ich! – Du weißt die Melodie.

29.6.1948

 

Rezension

In: dasgoetheanum.com/perlen-der-seele
Poesie Rezension PETER STÜHL and GERTRAUD EICHBERGER. Das Goetheanum, 3. Februar 2023

Perlen der Seele

Die Lyrik der Dichterin, Schauspielerin und Kunstbetrachterin Hella Krause-Zimmer ist in einem Band erschienen. Die Herausgabe besorgte Andrea Hitsch. Hella Krause-Zimmer, geboren am 19. Dezember 1919 in Breslau, arbeitete nach ihrem Studium im Berufsfeld ‹Schauspiel und Dramaturgie›. Ab 1955 lebte sie in Dornach und widmete sich ganz ihren meist auf Reisen gewonnenen Kunstbetrachtungen, die in vielen Vorträgen, Aufsätzen und Büchern ihren Niederschlag fanden. Sie schrieb Geschichten, spielte in einer Märchenbühne mit, wurde Rundfunksprecherin. Am 11. April 2002 starb sie in Dornach. 

Während des Krieges und der Flucht sprach sie ihre ersten Gedichte im Freien vor Hunderten Obdachlosen. Auch forderte man sie auf, in einem Küchenwagen der Wehrmacht zu rezitieren sowie in einem großen mit Flüchtlingen überfüllten Schulsaal. Nach den langen und beschwerlichen Zeiten des Krieges und der Flucht und nach dem allmählichen Wiedererlangen eines geordneten Lebensweges vermindert sich die Anzahl der Gedichte und deren Charakter wird ein anderer. Ob die Erkenntnis der Dichterin aus ‹Doppelspur des Lebens› dafür verantwortlich ist? «Aber die Erlebnisse wurden rar. Um die Lebensmitte kommt man – mit Ausnahmen – sehr auf den staubigen Straßen der Erde an, über denen ein verschlossener Himmel hängt.» 

Durch ihre Berührung mit der Anthroposophie, die sie vor Kriegsausbruch schon kennengelernt hatte, suchte sie nach Gleichgesinnten. Sie trat in Stuttgart einem großen Künstlerkreis bei. Die verschiedenen Kunstgebiete befruchteten die gemeinsame geisteswissenschaftliche Arbeit. Aufträge für den Rundfunk, ein Lektorat bei einem Verlag sowie gelegentliche Sekretärinnenarbeit und diverse Veröffentlichungen sicherten ihre Existenz.

Mit dem Architekten Erich Zimmer, ihrem Ehemann, zog sie durch dessen Berufung nach Dornach. Hier sollte sich ihre schriftstellerische Laufbahn entfalten. Eine beachtliche Vielfalt von Werken – ihre ‹Geisteskinder›, wie sie diese nannte – trat in die Sichtbarkeit. Sie schrieb über die verschiedenen Felder des Lebens, über Biografien, über Kunstgeschichte, einzelne Kunstgegenstände, das Zeitgeschehen, Gebiete der
Geisteswissenschaft und der Religion. Sie hielt Vorträge im In- und Ausland. Ihr Blick, der aufmerksam ins Geschehen der Zeit gerichtet war, reichte auch weit in vergangene Tage zurück. Zudem schrieb sie über Jahrzehnte hindurch Artikel in den unterschiedlichsten Zeitschriften.

Freiwilliges Geschenk

Ihre Lebensjahre wurden umrankt von den Gedichten dieser Sammlung, den ‹Perlen der Seele›. Sie erzählen in Wort und Klang, Rhythmus und Laut von einem Menschen, der in Natur und Jahreslauf, in den Mitmenschen und der Welt, mit den Verstorbenen sowie den Mächten, die unser Sein tragen und lenken, leben konnte. Ihre Gedichte waren ihre Wegbegleiter. Eine klare, tiefe Bildersprache nimmt uns mit in die authentischen, lebendigen Erlebnisse einer anderen Sphäre, des Nichtsinnlichen. Nichts Gekünsteltes oder Erfundenes, keine intellektuellen Abstraktionen stören die Mitteilungen ihrer seelischen Beobachtungen, ihres geistigen Reichtums. So gestaltet vermögen sie die Seelen der Lesenden mitzunehmen und anzuregen zu einer Reise zu eigenem inneren Erleben und Wahrnehmen. Aus ihrer Gedichtmappe wurde erstmals 2018 im Verlag am Goetheanum eine kleine Auswahl mit dem Titel ‹Blüten sind’s in einem großen Reigen› veröffentlicht. Zwanzig Jahre nach ihrem Tod erscheinen nun ihre Gedichte zur Gänze, so wie sie diese selbst in Reihenfolge, Anzahl, Satzzeichen und Untergliederungen vorbereitet hatte. Mögen sie als «freiwilliges Geschenk» empfunden sein, «dessen Mitteilung dem selbstlosen Bedürfnis entspringt, die Geheimnisse der Seele nicht für sich allein zu besitzen» (Rudolf Steiner, GA 33, S. 130).

 

Herausgegeben von Andrea Hitsch
Erscheinungsdatum: 01.09.2022
Produktform: Softcover
Seiten: ca. 260 Foto der Künstlerin Hella Kraus-Zimmer
Format: 210 x 1480 mm
ISBN: 978-3-939240-54-9