Wandlungen: Betrachtungen zu Bildern von Daniel Boillat

Daniel Boillat hat die Gabe, bestimmte Themen zu einer ikonenhaften Klarheit zu verdichten. Ich habe das Glück, als Freund sein Schaffen begleiten zu können. Oft malt er das, was ich in der gleichen Zeit in Gedanken zu bringen versuche, als liege etwas in der Luft, was unabhängig voneinander suchende Menschen als Ziel ahnen. Ich sehe dann in seinen Bildern Wahrheiten, die ich zuvor vergeblich versucht habe in Worte zu fassen. In seinen Bildern kommt mir das Gesuchte entgegen, und ich kann an ihnen meine Gedanken klären. Solche Bilder stellen sich dann in mein Leben als Wahrheitsbilder, als Wahrbilder oder gar Urbilder. 

Wenn Künstler bestrebt sind, solche Wahrbilder zu schaffen, kommen sie leicht in die Gefahr, Vorstellungen zu malen und ins Gleichnishafte, Symbolische abzugleiten. Damit verlassen sie dann die Sphäre der Kunst, in der das Gedankliche erlebbar erscheinen kann und nicht im Kopf gedacht werden muss. Daniel Boillat steht nie in dieser Gefahr, allegorisch oder symbolhaft zu werden. Seine Bilder sind immer durch und durch künstlerisch durchlebt. Alles kann erlebt werden, alles spricht zur Mitte. Der Intellekt kann schweigen und dem Gehör des Herzens die Aktivität überlassen. 
Und doch ist es so, dass das Erlebte sich gerne auch in Gedanken äussern möchte. Damit verlässt man zwar die Welt des Bildes – denn das Bild möchte erlebt und gefühlt und nicht bedacht werden – aber man kann dadurch Schätze in das übrige Leben tragen, die dem Erlebnis entsprungen sind, und in der Reflektion bewusst gemacht wurden. In diesem Sinne sind die folgenden Betrachtungen gemeint. Ich versuche die Gedanken zu formulieren, welche die Erlebnisse seiner Bilder mir gegeben hat, und bin mir bewusst, dass ich damit vom Bild weg führe. Denn das Bild ist dann wirklich künstlerisch, wenn der Gedanke sich völlig hingeopfert hat in die Gestaltung, und durch diese so erlebbar wird, dass man den unmittelbaren Eindruck von Stimmigkeit und Wahrheit hat ohne das Denken. Dieses Erleben muss man aber jedem Einzelnen überlassen. Die daran geknüpften Gedanken kann man jedoch mit vielen teilen.