Wagenmanns Impuls ist es, eurythmische Methodik im weiten Sinne als ein Wahrnehmungsorgan aufzufassen. (Andreas Laudert)
Durch Eurythmie entsteht die Möglichkeit einer Ankunft.
Es öffnen sich Orte für Begegnungen, denn zum Ort wird
an ihr der Mensch in seinen Verhältnissen, in seiner möglichen
Teilhabe an der Welt. Er selbst wird der Welt ähnlich und steht
ihr nicht mehr nur gegenüber. (…) Es beginnt eine Auseinandersetzung,
wie man die Welt, dasjenige, was einen umgibt, ansieht, wie man sich
von der Welt durch seine Tätigkeiten angeschaut empfindet (S. 91)
Choreografisch gesprochen verbindet man (…) das jeweils
eigene Zentrum, das jeweilige ‹Ich bin hier› mit einer
Peripherie, einem: ‹Du oder es kommt/st auf mich zu›, in
dem man sich, scheinbar paradoxerweise, selbst als einen
Vertrauenden auffinden und erkennen kann. (…) Eine spirituelle
Situation (…) Es ist das Öffnen einer Grenzsituation, einer Schwelle
und hat in sich als einen Teil die Gestik einer Weitergabe. (S. 125)
Hans Wagenmann diskutiert anhand praktischer Beispiele Stellung und Aufgabe der Eurythmie als zeitgemäße Bewegungskunst. Er differenziert hierbei frei-künstlerische und sozial-künstlerische Aspekte. Methodische Reflektionen, sowohl zur praktischen wie zur philosophisch-ästhetischen Seite der Eurythmie, ergänzen die Darstellung. Poetische Sprachbilder am Ende jedes Kapitels eröffnen eine andere Sicht auf die Thematik.
Wie gestalte ich aktiv und im Dialog mit anderen mein Leben sowie den sozialen und natürlichen Raum um mich herum? Teilhabe, als gesellschaftliche Anforderung, steht im Zentrum eines zeitgemäßen künstlerischen Handelns und einer aktuellen Wahrnehmungspraxis der Kunst allgemein, und im Besonderen der Eurythmie.
Die im Alltag eines jeden Menschen vorhandenen Bewegungen, Zeitprozesse und Emotionen entschlüsselt Hans Wagenmann als eurythmische Elemente. Dies ist Ansatzpunkt für den Autor, um mit einem individuellen Blick Thesen zur Wirksamkeit und Besonderheit eurythmischer Bewegung zu entwickeln.
Inhalt
Kapitel 1: Thematisch-methodische Klärung mit ungewöhnlichen und eigenwilligen Begriffsklärungen zu: „Ich“, Ätherleib“, „Material“
Kapitel 2: Analyse eurythmischer Methodik und eurythmischer Bewegungsformung
„… Ich bin im Umkreis“ zeigt sich im Zusammenspiel von Verhältnis und Auseinandersetzung, Prozess und Begegnung, Metamorphose und Reaktion. Das Sich verbunden Fühlen im Verhältnis zu Abgrenzung und Widerstand, bildet Körper und Seele in besonderer Weise.
Kapitel 3: Zur möglichen Wirkung von Kunst
Hier wird Joseph Beuys in einer Beschreibung der Installation „Palazzo Regale“ befragt.
Wie kann der Ich – Bezug in der Kunst deutlich werden?
Kapitel 4: Aufmerksamkeitsschulung oder Repräsentanz?
Zur Frage einer prozessualen Bewegung und ihrer gesellschaftlichen Wirkung
Was ist der Ort des Dazwischen. Was bedeutet eurythmische Teilhabe ?!
Anhand einer Eurythmieaufführung des Abschlussjahrganges 2009 der Alanus-Hochschule Alfter in Hannover werden Bezüge entwickelt.
Was ist das Potential des einzelnen Menschen in seiner Aktivität?
Vom Moment der Aufnahme bis zum Moment des Entstehens eurythmischer Bewegung. Bedeutet Eurythmie Repräsentanz der anthroposophischen Bewegung? Lebt in der Eurythmie die Freiheitsanforderung der Kunst?
Ein Besuch der Dialoge 09 von Sasha Waltz wird beschrieben.
Aufmerksamkeit und Gemeinschaft als zentrale Qualitäten.
Kapitel 5: Eurythmische Arbeitsprozesse und gesellschaftliche Teilhabe am Beispiel eurythmischer Ausarbeitungen
Grundlagen eurythmischer Arbeitsprozesse
Wirkung, der Relevanz eurythmisch künstlerischen Arbeitens
Konkrete Beispiele: "passage jakob." , „Ein Haufen von Ich“, „Wo haben wir uns gefunden?“ .
Anhand von: „Bleibe ein Leuchten zurück – unsere Dankbarkeit“ werden methodische Hinweise zur Gestaltung eurythmischer Substanz und Teilhabe entwickelt.
Kapitel 6: „Im Weitergeben“
Zehn kleine Schriften und eine Vorrede zu den „Choreographien des Gemeinsamen“
Methodik und Reflektion sozial-künstlerischer Interventionen
Im Anhang finden sich Gespräche mit Alexander Seeger und Melaine MacDonald sowie eine ausführliche Bibliographie.
Zur Reihe Kunst*Praxis