Die Philosophie des Ich
Christentum heute
von Christoph Merholz |
Damit das lch nicht verstummt. Christoph Merholz nähert sich dem lnnersten des Menschen
EAN 9783000312755
Hersteller: I.C.H. Verlag
Der Mensch des 21. Jahrhunderts sucht nach Entfaltung seiner Persönlichkeit. Es ist dem modernen Menschen selbstverständliche Empfindung, im Leben von sich auszugehen und sich in seinem Selbst nicht zu übergehen. Wie es Alain Ehrenberg in Das erschöpfte Selbst ausspricht, wird das ideale Individuum nicht mehr an seiner Gefügigkeit, sondern an seiner Initiative gemessen. Doch ist die Frage bisher nicht gelöst worden, wie aus solchem Selbstverständnis eine fruchtbare soziale Gestaltung möglich ist. Ohne Lösung stößt aber die Selbstentwicklung an unumstößliche Grenzen.
Wie kann die Gegensätzlichkeit von Persönlichkeit und Gemeinschaft überwunden, überhöht oder erlöst werden? Muss nicht im Menschen selbst die Lösung liegen? Im Folgenden soll die Quelle einer neuen Geistigkeit und zeitgemäßen Gemeinschaftsform im Individuum aufgesucht werden. Es soll jedoch nicht darüber geschrieben werden, was das Ich sei und welche Eigenschaften ihm zukommen. Das wäre dem eigen- und einzigartigen Gegenstand nicht angemessen. Das Buch will als Erfahrungsbericht verstanden werden; es möchte nie Theorie sein. Es möchte erzählen von einem Leben, das der Ich-Erfahrung gewidmet ist und diese nie auszuschließen bereit ist.
Damit das lch nicht verstummt
Christoph Merholz nähert sich dem lnnersten des Menschen
Rezension von Johannes Greiner
Das Extrakt des Buches ist schon im Titel zusammengefasst: Erfasst der Mensch sich in seinem Ich und lernt er das Ich der Mitmenschen sehen (Die Philosophie des lch), so lebt in diesem Verhältnis zwischen Mensch und Mensch der Christusgeist (Christentum heute).
Im ersten Teil des Buches ,,Persönliche Religion - erkenne Dich Selbst" geht Christoph Merholz von dem Grundgefühl des gegenwärtigen, in der Individuation begriffenen Menschen aus. Das ist die Einsamkeit. Das Erleben der eigenen Einsamkeit ist die Grundbedingung dazu, aus dem eigenen Wesen ein Ich zu formen. In dem Ich findet der Mensch, der sich dieses Ichs bewusst wird, den Sinn aller Dinge. Dabei ist dieses Ich ein dauernd Werdendes. Ob der Mensch dieses lch in sich erlebend bilden kann, und ob er in der Welt einen Ort findet, an dem er aus seinem Ich heraus wirken kann, sind die beiden Säulen, die die Zukunft des Menschseins tragen.
Im zweiten Teil ,,Soziale Kunst - Die Individualität als Typus der Gemeinschaft" wird die Frage gestellt nach einer Gemeinschaft, in der der Mensch sein Ich leben kann. Bisherige Gemeinschaften forderten meist die Unterordnung des Ich unter allgemeine Regeln. Weil man den Egoismus unterdrücken wollte, und im einzelnen Menschen nichts mehr als diesen Egoismus vermutete, unterdrückte man die Regungen der Individualität um die Gemeinschaft zu schützen. Eine Gemeinschaft, deren Typus die Individualität ist, muss erst noch entwickelt werden. Dabei spielt die Art, wie ein Mensch den anderen sieht, eine große Rolle. In dem man auf das Ich des anderen Menschen zu schauen versucht, hilft man diesem Menschen, sein Ich zu verwirklichen. Man wird dadurch zum Geburtshelfer für das Ich des anderen Menschen.
Im dritten Teil ,,Spirituelle Wissenschaft - Von der Geburt der Individualität" widmet sich Christoph Merholz der Darstellung des Erwachens der Individuaiität von Rudolf Steiner. In seiner Darstellung erscheint Rudolf Steiner als Menschheitsrepräsentant für die Entwicklung der Individualität. Sehr gut nachvollziehbar schildert er das Erwachen Rudolf Steiners zur Individualität an Hand der biographischen Entwicklung, die immer Hand in Hand mit der Erkenntnisentwicklung verlief. Im vierten Teil ,,Geistige Anschauung - Der Urbaum individueller Genese" zeigt Christoph Merholz das Werden des Vorbilds für die Ich-Werdung über viele Inkarnationen hinweg. Rudolf Steiners frühere Leben werden im Hinblick auf die Genese der Individualität beleuchtet. Ohne an den Sensationshunger appellieren zu wollen, muss hier doch gesagt werden, dass Christoph Merholz auch Vorinkarnationen Rudolf Steiners nennt, die nicht in der diesbezüglichen Tradition diskutiert werden. Wer ihm durch die ersten drei Teile des Buches gefoigt ist,wird wohl auch mit diesen Erkenntnissen richtig umgehen können.
Das Buch schließt mit dem Blick auf die Forderung der Gegenwart: Wenn nicht Gemeinschaften entstehen, in denen das Ich jedes einzelnen Menschen sich aussprechen kann, müssen die Menschen in ihrem Ich verstummen. Das würde aber den Sinn des Menschseins negieren. Deshalb ist es dringendste Zeitnotwendigkeit, solche soziale Verhältnisse zu schaffen, die Geburtsstätten des Menschen-Ichs sein können.
Was dieses Buch in meinen Augen so speziell und kostbar macht, ist, dass man den Eindruck haben kann, es sei mehr aus dem Ich als über das Ich geschrieben. In der Gedankenführung, und sei sie noch so klar und gestaltet, ist das Ringen des Ich direkt erfahrbar.
Über den Autor:
Christoph Merholz, geboren am 9.11.1965 in Neuss
am Rhein, zog es mit 22 Jahren nach Süddeutschland.
Dort führte er vier Jahre einen Naturkostladen. Dann
begann er sein Studium; nach einem sozialästhetischen Studienjahr studierte er Sprachgestaltung, um
anschließend zur Waldorfpädagogik zu wechseln. Seit
1997 ist er Klassenlehrer an der Rudolf Steiner Schule
Birseck bei Dornach. Im Jahre 2004 begann er ein von
der DAMUS-Stiftung unterstütztes Forschungsprojekt
zum Ich-Sinn. Seit 2006 absolvierte er nebenberuflich
die Ausbildung zum Familien- und Sozialberater AV
und arbeitet seit 2008 neben der Tätigkeit des Klassenlehrers als Sozialberater in Dornach. Zur Zeit ist er
dabei, einen Jahreskurs zu dem in diesem Buch entwickelten Entwicklungsweg des Ich, sowie einen Ausbildungsgang zum Anthroposophischen Sozialberater
aufzubauen. Christoph Merholz lebt mit seiner Frau und
Tochter Emma auf einem Pferdehof in Rheinfelden.
- Taschenbuch: 399 Seiten
- Verlag: Ich-Verlag; Auflage: 1., Aufl. (19. Juli 2010)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3000312757
- ISBN-13: 978-3000312755
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