Der blonde Eckbert
Eine Novelle
von Ludwig Tieck | 02.11.2023
Vergessen und wiedergefunden. Neu herausgegeben von Andrea Hitsch zum 250.Geburtstag des Dichters Ludwig Tieck
EAN 9783939240594
Hersteller: jürgensendesign
Ludwig Tiecks Märchen »Der blonde Eckbert« gilt als erstes Kunstmärchen der Romantik und gehört heute zu den berühmtesten Werken der deutschen Frühromantik. Gelegentlich wird es sogar als dasjenige literarische Werk betrachtet, mit dem die Epoche der Romantik ihren Auftakt nimmt. 1797 wurde es vom Verleger Carl August Nicolai in Berlin erstmalig veröffentlicht. Tieck selbst gab es zusammen mit weiteren seiner Märchen, darunter »Ritter Blaubart« und »Der gestiefelte Kater«, unter dem Titel »Volksmärchen« heraus. 1812 erschien es erneut in Tiecks damals populärer Märchensammlung »Phantasus« (1812–1816).
Der »Phantasus« setzt sich aus Kunstmärchen und sogenannten »Naturmärchen« zusammen. Obwohl Ludwig Tieck zu den wichtigsten Autoren der Romantik gehört, ist diese Sammlung im heutigen Leserbewusstsein weitgehend in Vergessenheit geraten. Sie spielt nur noch in der wissenschaftlichen Tieck-Forschung eine größere Rolle. Immerhin sind die Naturmärchen einem größeren Lesepublikum vertraut als die Kunstmärchen, da sie auf bekannten Sagen und volkstümlichen Stoffen basieren. Zu ihnen gehört zum Beispiel »Der getreue Eckart und der Tannenhäuser« (1799, im »Phantasus« veröffentlicht 1812).
»Der blonde Eckbert« spielt im Mittelalter im Harz. Die beiden Hauptfiguren, Ritter Eckbert und seine Frau Bertha, werden in der Mitte ihres Lebens von einer Schuld aus der Vergangenheit eingeholt. Sie büßen dafür mit dem Tod. In der Binnenhandlung erzählt Bertha von dem begangenen Unrecht. Die Rahmenhandlung schildert, wie sie und ihr Mann zur Rechenschaft gezogen werden.
Das Konzept des Fantastischen spielt in dem Text eine zentrale Rolle. In der erzählten Handlung verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität unaufhörlich, und ganz bewusst spielt der Autor mit Elementen wie Rahmen- und Binnenhandlung, unterschiedlichen Erzählperspektiven, eingeschobenen Darstellungen von Traumhandlungen, Doppelgängermotiven und Fantasievorstellungen der Figuren. Während es den Lesenden anfangs noch relativ leicht fallen mag, die verschiedenen Wirklichkeitsebenen auseinanderzuhalten, nimmt die Verwirrung mit fortschreitender Handlung zu und wird schließlich zu einem kaum unterscheidbaren Chaos aus realen Geschehnissen, die sich mit Ängsten und Wahnvorstellungen des Protagonisten Eckbert vermengen und in seinem Delirium und Tod münden. In einem Feuilletonbeitrag der FAZ bezeichnet Gerhard R. Koch das Märchen als »veritable[n] Psychothriller« und bescheinigt ihm, dass es »wie wenige andere thematisch und noch mehr erzähltechnisch in schwärzesten Horror« (Koch 35) münde. Dies macht das Märchen ungewöhnlich modern und auch für Leser des 21. Jahrhunderts spannend.
Quelle: Der blonde Eckbert • Märchen von Ludwig Tieck • Lektürehilfe
https://www.inhaltsangabe.de/tieck/der-blonde-eckbert/
Autorenportrait
Tieck, Ludwig
* 31.05.1773, † 28.4.1853, Beruf: Schriftsteller
eine Märchen und Erzählungen machten Ludwig Tieck (1773–1853) zu einem der bedeutendsten Dichter der Frühromantik in Deutschland. Er prägte diese Bewegung zudem selbst als Verfasser programmatischer Texte sowie als Übersetzer und Herausgeber. In Teilen der Forschungsliteratur wird sein Märchen »Der blonde Eckbert« (1797) als Beginn der literarischen Epoche der Romantik betrachtet.
Ludwig Tieck wurde am 31. Mai 1773 als Sohn eines Seilermeisters in Berlin geboren. Als ältestes von drei Kindern wuchs er in einem protestantischen Elternhaus auf und besuchte bis 1792 das Friedrichswerdersche Gymnasium, wo er Wilhelm Heinrich Wackenroder kennenlernte. Die beiden verband bis ins Erwachsenenalter eine Freundschaft und Arbeitsgemeinschaft.
Nach einigen Jahren des Theologiestudiums in Göttingen, Halle und Erlangen kehrte Tieck 1794 nach Berlin zurück, um hier als freier Schriftsteller zu leben. Er lernte u. a. den Verleger Friedrich Nicolai kennen und brachte seine ersten Erzählungen und Romane heraus (»Peter Lebrecht«, 1795, »William Lovell«, 1795/96, »Abdallah«, 1796).
Mit dem 1798 veröffentlichten Künstlerroman »Franz Sternbalds Wanderungen« prägte Tieck den romantischen Roman entscheidend. Er beeinflusste damit Dichter wie Novalis und Eichendorff. So wird hier zum ersten Mal das romantische Bild des Mittelalters sichtbar, später ein charakteristisches Motiv romantischer Literatur: ein Bild, das nicht auf historischer Recherche, sondern auf der Sehnsucht nach einer vorindustriellen Welt und auf Überhöhung und Verklärung beruht.
In den Jahren 1799 bis 1800 lebte Tieck in Jena, wo er die Brüder August und Wilhelm Schlegel kennenlernte. Deren theoretische Arbeiten beeinflussten seine literarischen Werke. Jena war zu dieser Zeit ein Zentrum der Frühromantik. Hier lebten ihre wichtigsten Dichter und Philosophen: die Gebrüder Schlegel, Clemens Brentano, Novalis, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Schelling. Mit allen pflegte Tieck Kontakt, doch als sich der Kreis bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder zerschlug, kehrte er Jena den Rücken und begann eine Zeit der Wanderschaft.
Die folgenden Jahre führten ihn u. a. nach Dresden und Hamburg, Prag, Rom, Berlin und England. Einziger Fixpunkt in dieser Zeit, eine Art Pol, um den Tieck pendelte, war das Gut des Grafen Finckenstein bei Frankfurt an der Oder. Bei diesem Gönner hielt sich Tieck zwischendurch immer wieder auf, bis der Graf im Jahr 1818 verstarb. Tieck zog daraufhin mit seiner Familie und der Tochter des Grafen, mit der ihn eine Liebesbeziehung verband, nach Dresden.
1825 erhielt Tieck eine Stelle als Dramaturg am Dresdner Hoftheater. Hier entstanden einige seiner größten Novellen, darunter »Der Alte vom Berge« (1828) und »Des Lebens Überfluss« (1839). Überhaupt kann man die Dresdner Jahre als die literarisch produktivsten Tiecks bezeichnen, in denen er nicht nur bedeutende eigene Werke verfasste, sondern auch als Shakespeare-Übersetzer und Herausgeber verschiedener Schriften Kleists tätig war.
1841 begann sein letzter Lebensabschnitt: Er ging nach Berlin, wohin ihn Friedrich Wilhelm IV., der Monarch, der später als »Romantiker auf dem Thron« bekannt wurde, berufen hatte. Tieck war Gründungsmitglied des neu geschaffenen Ordens »Pour le Mérite« für Wissenschaften und Künste. In Berlin verbrachte Tieck seine letzten Lebensjahre zwar als geachteter und renommierter, dennoch aber unglücklicher Mann. Denn durch den Tod zahlreicher naher Angehöriger und durch eigene Kränklichkeit vereinsamte er zunehmend und verließ das Haus immer seltener. Bedeutende Werke entstanden in dieser Zeit nicht mehr.
Ludwig Tieck starb am 28. April 1853 und wurde auf dem Dreifaltigkeitskirchhof in Berlin-Kreuzberg an der Bergmannstraße beigesetzt.
Biografie von Dr. Susanne Niemuth-Engelmann. © Inhaltsangabe.de.
Veröffentlicht am 14. Juli 2015. Zuletzt aktualisiert am 27. September 2022.
Herausgegeben von Andrea Hitsch
Erscheinungsdatum: 03.11.2023
Seiten: ca. 44
Format: H 18 cm / B 11,5 cm / 78 g
ISBN: 978-3-939240-59-4