Das Glaubensbekenntnis der Christengemeinschaft
Mitglieder der Christengemeinschaft glauben, dass der Mensch neben seiner physischen Gestalt auch eine geistige Natur hat, aus der er ursprünglich entstammt. Durch das irdische Leben kann er diesen Ursprung leicht vergessen und so Teil der vergänglichen Welt werden. Er kann sich jedoch wieder, durch Religionsausübung, mit der geistigen Welt aktiv verbinden und so sein geistiges Fortbestehen sichern. Zentral dabei ist die Verbindung mit Christus ist der Schöpfer des Weltalls, der in Jesus von Nazareth Mensch geworden und durch sein Leben, durch Leiden, Tod und Auferstehung die Menschheit vom Untergang errettet hat. Seit seiner Auferstehung kann Christus bewusst im Individuum gefunden werden.
Sakramente und Gemeinde
Neben der Taufe, Konfirmation, Beichte, Trauung, Priesterweihe und der Letzten Ölung unter anderem, führt die Christengemeinschaft in ihrem Gottesdienst das Zentralsakrament, der Menschen-Weihehandlung, durch.
Zum Leben der Gemeinde gehören der Kindergottesdienst und altersgerechte religiöse Unterweisung, die Pflege eines vertieften und erweiterten Verständnisses des Neuen Testaments, Beratung und Seelsorge, Vorbereitung der Sakramente und deren Vollzug, sowie Bestattung und Fürbitte. Die Christengemeinschaft bietet ebenso Kinder- und Jugendfreizeiten, sowie Studienreisen und Seminare für Erwachsene an und organisiert zahlreiche Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen.
Mitglied wird man nicht durch Taufe, sondern durch den selbstständigen Entschluss als Erwachsener.
Christengemeinschaft und Anthroposophie
Friedrich Rittelmeyer äußert sich zum Verhältnis zwischen Christengemeinschaft und Anthroposophie in "Meine Lebensbegegnung mit Rudolf Steiner" folgendermaßen :
„Ist es nicht für die weitaus größte Mehrzahl der Menschen notwendig, eine Feier zu haben, in der sie auf ihre Weise zu diesem Erlebnis kommen, zu der Wirklichkeit, die in Christus da ist, hingeführt werden?
Von hier aus wird das Verhältnis zwischen anthroposophischer Bewegung und Christengemeinschaft klar. Wäre für die Anthroposophische Gesellschaft ein Kultus gegeben worden, so könnte er in viel größerem Umfang auf den Einzelheiten der neuen Weltanschauung beruhen, die in der Anthroposophie heraufkommt. Aber diese neue Weltanschauung muß sich doch erst durchkämpfen, auf allen Gebieten, und hat noch schwere Auseinandersetzungen zu bestehen. Darauf kann die Menschheit im ganzen nicht warten. Auch gibt es Menschen in Fülle, die für dieses Durchkämpfen einer neuen Weltanschauung gar kein unmittelbares Interesse haben. Für sie alle kann ein Kultus dasein, der sich zwar mit der geistigen Erkenntnis, die in der Anthroposophie da ist, in voller Übereinstimmung befindet und aus ihr allein möglich ist, der aber nicht diese geistige Erkenntnis lehrt oder voraussetzt, sondern den Menschen unmittelbar gibt, was sie mit der höchsten Wirklichkeit verbindet.
Was die Christengemeinschaft den Menschen zu vermitteln hat, ist das Höchste. Es ist der lebendige Christus in aller Wirklichkeit und Lebensmächtigkeit. Etwas Höheres gibt es nicht. Aber es ist dieses Höchste in einem bestimmten Zeitalter und für ein bestimmtes menschliches Bedürfnis.
Wenn die Christengemeinschaft sich nur aus Anthroposophen zusammensetzte, so würde Steiner die Aufgabe der Christengemeinschaft für verfehlt gehalten haben. Die Anthroposophische Gesellschaft hat ihre eigenen großen Aufgaben als eine Kulturbewegung, die heute in der intellektualistisch-materialistischen Gegenwart vor allem notwendig ist und schwer genug zu kämpfen hat, um sich durchzusetzen. Darum könnte sie, auch finanziell, eine solche neue Gemeinschaft gar nicht tragen. Aber abgesehen davon wünschte Steiner auch eine Menschenart heranzubilden, die sich in der Zukunft allmählich mehren wird. Sie sucht die Kommunion im Geist und kann auf ihre Weise durch das, was ihr Rudolf Steiner gegeben hat, zu demselben Allerhöchsten kommen, was die Christengemeinschaft in ihrer Weise bringt. Denn das Ziel der anthroposophischen Bewegung ist auch die volle Kommunion mit Christus bis in Leib und Blut hinein. Sie kann erlebt werden, auch wenn es unbewußt bleibt, ebenso in der Meditation wie im Kultus.“ (Rittelmeyer, S. 148f)