Zur Entstehung des Verlags von Willy Lochmann
Die “notwendig gewordene” Entstehung des Moskau-Basel-Verlags
Zwischen 1989 und 1991 versuchte der russische Anthroposophie-Pionier[1] Gennadij Bondarew (* 1936) vergeblich seine Schriften zu veröffentlichen. Seine Bemühungen waren erfolglos, denn es schien, dass die Verleger seine Manuskripte nicht veröffentlichen durften, und sie bemühten sich, ihre Ablehnung jeweils diplomatisch zu begründen: “zu anspruchsvoll für den Durchschnittsleser” oder “ein unerwünschtes Konkurrenzprodukt zu den Schriften von Sergej Prokofieff“. Als G. Bondarew letztlich begriff, dass er keinen anthroposophischen Verleger für seine Schriften finden würde, wandte er sich an Freunde. Man sollte seine kleine Schrift “Stimme aus dem Osten“[2] veröffentlichen.
So betraten wir ein neues, uns gänzlich unbekanntes berufliches Feld. Dafür wurde der Lochmann-Verlag begründet, eine Einzelfirma, die zunächst unter der Bezeichnung “Moskau-Basel-Verlag” diese Broschüre und bis 1999 alle Bücher von G. Bondarew[3] veröffentlicht hat.
Diese erste kleine Publikation löste viel Interesse aus, und dies obwohl der Autor im Vorwort auf die Umtriebe hinwies, die Manfred Schmidt gegen seinen Lektorenstatus – von Rudolf Grosse verliehen – in Moskau praktiziert hatte. Die Zweitauflage wurde dann noch um einen Briefwechsel ergänzt, in welchem G. Bondarew die Entgegnung von Manfred Schmidt Brabant auf dieses Vorwort kommentierte. Tatsächlich löste dieser Briefwechsel aber den “von oben” angeordneten Boykott unseres Verlags aus, der zunächst darin bestand, dass unsere Bücher nicht angeboten werden durften und im nächsten Schritt uns sämtliche Inserate verweigert wurden.[4] Durch Bondarews epochales Werk “Anthroposophie auf der Kreuzung der okkult-politischen Bewegungen der Gegenwart” (1996) wurde das Schicksals unseres Verlags vorerst besiegelt.
In diesem Buch waren nicht nur die von den Hintergrundkräften betriebene Ideologisierung der Menschheit und die entsprechende Steuerung des kultur-politischen Lebens beschrieben, sondern auch, wie diese Kräfte die Anthroposophie Rudolf Steiners innerhalb der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft bekämpfen. Angeblich wegen diesem Buch wurde der Verfasser 1998 aus der Gesellschaft ausgeschlossen.
Durch die auf diese Weise entstandene Situation mussten wir ein eigenes Informationsorgan schaffen: den Verlagsrundbrief “Symptomatologische Illustrationen“, der seit 1998 in bisher über 130 Ausgaben erschienen ist. Derzeit ruht diese Arbeit bedingt durch die schwierigen politischen Verhältnisse in der Welt. Anstelle halten wir die Interessierten auf unserer Aktualitäten-Seite so gut wie möglich auf dem Laufenden, indem wir aus den vielen Fake-News von allen Seiten dasjenige auswählen, was wir als gesichert erachten.
Der Verleger: Willy Lochmann
__
[1] Er leitete in der UdSSR die einzige anthroposophische Gruppe, zu der auch das inzwischen verstorbene Vorstandsmitglied S. Prokofieff gestossen war.
[2] Basel 1992.
[3] Bondarew hatte in den 80er Jahren, also vor seinem ersten Besuch im Westen (1989), nebst den Aufsätzen in der “Stimme aus dem Osten” bereits mehrere Bücher verfasst, so z.B. das in vier Bänden (auf deutsch) veröffentlichte Werk “Der dreieinige Mensch des Leibes, der Seele und des Geistes im Lichte der Anthroposophie” (Basel 1993, 1997) und “Die wartende Kultur – esoterische Umrisse der russischen Geschichte und Kultur” (Basel 1995).
[4] Mit wenigen Ausnahmen führen kaum Buchhandlungen unsere Bücher, da dort oftmals die Anweisungen des örtlichen Zweiges befolgt werden. Die Zweigvorstände geben an sie Richtlinien heraus, welche Bücher nur auf Verlangen verkauft oder gezeigt werden dürfen. Belege sind im zweiten Jahresband (1999) des Rundbriefes abgedruckt.