Sprachgestaltung und Schauspiel
Sprachgestaltung ist eine Form des künstlerischen Sprechens und Rezitierens, die von Rudolf Steiner und Marie Steiner vor dem Hintergrund der Anthroposophie in den 1920er Jahren am Goetheanum in Dornach entwickelt wurde. Die Sprachgestaltung gibt einen wichtigen Impuls für ein Verständnis geistiger Zusammenhänge in der eigenen Sprache. In der Kunst wird sie in den Bereichen Schauspiel, als Begleitung für Eurythmie, in der Rezitations- und Vortragskunst angewendet. Grundlage sind meist Dichtungen. Weitere Anwendung findet die Sprachgestaltung in der Waldorfpädagogik und der Therapeutischen Sprachgestaltung bzw. sprachkünstlerischen Therapie innerhalb der anthroposophischen Kunsttherapie und anthroposophischen Medizin, die heilend auf den Organismus des Menschen wirkt.
Grundlagenwerke von Rudolf und Marie Steiner sind Methodik und Wesen der Sprachgestaltung (GA 280), Die Kunst der Rezitation und Deklamation (GA 281), sowie Sprachgestaltung und Dramatische Kunst (GA 282).
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Der Hauchlaut H
"...Denn das Geistige wird in seiner Form in den menschlichen Herzen wiederum als ein Göttliches wirken und die von Goethe so genannte wahre, echte Frömmigkeit erzeugen. >Wer Wissenschaft und Ku...
Vollständige Details anzeigenDER SCHICKSALSLAUT W - Die hörbare Lautgebärde VI
Originaltonaufnahme einer Unterichtsstunde von Christa Slezak-Schindler
Die Zauberlaute R und L
Ja, diese Sache, der mit den Jahren die Dauer entspringt, sie ist wesentlich unscheinbar, der Rede nicht wert, wohl aber des Festhaltens durchs Schreiben: Denn sie muss meine Hauptsache sein. Sie m...
Vollständige Details anzeigenDer Schwingungslaut NG
"...Wenn ich hier über das eigene Land spreche, kann ich mich auf nichts Jüngeres und Ursprünglicheres berufen als auf unsere Sprache. Mein Weg ging durch die Sprache, so sonderbar es ist, er ging ...
Vollständige Details anzeigenDie Geisteswissenschaft und die Sprache
Ein Vortrag von Rudolf Steiner gelesen von Christa Slezak-Schindler
Der heitere Laut C
Originaltonaufnahme einer Unterichtsstunde von Christa Slezak-Schindler
Die Lippenlaute B und P
"Betrachten wir die Sprache nur als ein Mittel zur Verständigung, als die Hülle eines intellektualistischen Inhalts, so töten wir sie künstlerisch. Glied für Glied töten wir sie, indem wir sie bloß...
Vollständige Details anzeigenDie Gaumenlaute G und K - Die hörbare Lautgebärde III
Originaltonaufnahme einer Unterrichtsstunde
Der Selbstlaut A
"Die Vokale geben alles, was man vom Menschen zu wissen braucht. Sie geben den inneren Schlüssel zum Makrokosmos." (Rudolf Steiner)
Das Sprachherz
gesprochen von Christa Slezak-Schindler
Anthroposophische Vortragskunst und Sprechübungen
Innerhalb des grossen und vielschichtigen Gebietes, das die anthroposophisch orientierte Redekunst umfasst, sind die hier wiedergegebenen Darstellungen ein besonderes Kleinod. In nur zwei Unterrich...
Vollständige Details anzeigenDas Wort
Ein Vortrag von Christa Slezak-Schindler
SPRACHGESTALTUNG erleben
"In der künstlerischen Gestaltung der Sprache kommt das gesunde Zusammenwirken und Sich-Harmonisieren von Leib, Seele und Geist zur Offenbarung. Der Leib zeigt, ob er sich den Geist in rechter Art ...
Vollständige Details anzeigenDas Alphabet, ein Ausdruck des Menschengeheimnisses
Ein Vortrag von Rudolf Steiner gelesen von Christa Slezak-Schindler
Der individualisierte Logos und die Kunst, aus dem Worte den Geist, das Wesenhafte, herauszulösen
Ein Vortrag von Rudolf Steiner - gelesen von Christa Slezak-Schindler
Die Beziehung des Erdenlebens des Menschen zum Leben zwischen Tod und neuer Geburt
Ein Votrag von Rudolf Steiner gelesen von Christa Slezak-Schindler
Der Pfingstlaut PF - Die hörbare Lautgebärde II
"Denn sehen Sie, meine lieben Freunde, nur wenn wir in die Lage kommen, Religiosität, möchte ich sagen, religiöse Stimmung in unsere eigene Kunst hineinzubringen, sind wir in der Lage, über die Gef...
Vollständige Details anzeigenDie hörbare Lautgebärde
Originaltonaufnahmen von Unterrichtsstunden mit Christa Slezak-Schindler
Zeichen und Symbole des Weihnachtsfestes
Ein Vortrag von Rudolf Steiner, gehalten in Berlin am 17. Dezember 1906. Rudolf Steiner Hörbuch-Edition Nr. 4 Spieldauer: 54 Minuten Textgrundlage: Zeichen und Symbole des Weihnachtsfestes.
Sprachgestaltung als Gegengewicht zum Materialismus
Für Rudolf Steiner spielte die Sprachförderung in der frühen Kindheit und in der Schule eine der Hauptrollen für die Förderung der leiblichen Gesundheit. Darüber hinaus wurde die Sprachpflege von Steiner und Marie Steiner-von Sivers als Gegengewicht den sich verfestigenden, materialistischen Tendenzen entwickelt. Denn in der Gestalt des gesprochenen Wortes selbst, in den Tönen, Lauten und der Struktur liegt ein Seelisch-Geistiges, das durch das rein abstrakte Verständnis der Sprache aus dem Bewusstsein gedrängt wird. Durch ein bewusstes, künstlerisches Gestalten der Sprache, die auf den ganzen Menschen wirkt - auf die Atmung des Menschen, auf sein Denken, Erleben und seinen Willen - kann in der Sprachgestaltung dieser Zugang wieder erarbeitet werden:
„Das «Wort» ist nach zwei Richtungen der Gefahr ausgesetzt, die aus der Entwickelung der Bewußtseinsseele kommen kann. Es dient der Verständigung im sozialen Leben, und es dient der Mitteilung des logisch-intellektuell Erkannten. Nach beiden Seiten hin verliert das «Wort» seine Eigengeltung. Es muß sich dem «Sinn» anpassen, den es ausdrücken soll. Es muß vergessen lassen, wie im Ton, im Laut, und in der Lautgestaltung selbst eine Wirklichkeit liegt. Die Schönheit, das Leuchtende des Vokals, das Charakteristische des Konsonanten verliert sich aus der Sprache. Der Vokal wird seelen-, der Konsonant geistlos. Und so tritt die Sprache aus der Sphäre ganz heraus, aus der sie stammt, aus der Sphäre des Geistigen. Sie wird Dienerin des intellektuell-erkenntnismäßigen, und des geist-fliehenden sozialen Lebens. Sie wird aus dem Gebiet der Kunst ganz herausgerissen.
Wahre Geistanschauung fällt ganz wie instinktiv in das «Erleben des Wortes». Sie lernt auf das seelengetragene Ertönen des Vokals und das geistdurchkraftete Malen des Konsonanten hin-empfinden. Sie bekommt Verständnis für das Geheimnis der Sprach-Entwickelung. Dieses Geheimnis besteht darin, daß einst durch das Wort göttlich-geistige Wesen zu der Menschenseele haben sprechen können, während jetzt dieses Wort nur der Verständigung in der physischen Welt dient.“ (Rudolf Steiner, Mein Lebensgang (GA 28), S. 438f)
Ausbildung in der Sprachgestaltung
Sprachgestalter werden heute an unterschiedlichen Schulen und Instituten ausgebildet und können danach auf der Bühne, künstlerisch, therapeutisch oder pädagogisch an Schulen eingesetzt werden. Die weltweit erste und älteste Schule für Sprachgestaltung als Therapie ist das Institut für heilkünstlerische Sprachgestaltung, gegründet von Christa Slezak-Schindler. Erarbeitet werden darin die von Rudolf und Marie Steiner entwickelten Grundlagen der Sprachgestaltung und deren heilende, belebende Kräfte als Therapie für den Menschen, sowie Kurse für die Ich-Entwicklung durch sprachkünstlerische Tätigkeit. Aus dem Institut hervorgegangen ist der Marie-Steiner-Verlag mit seinen Sprachkunstkarten.
Sprachgestaltung als Wiederholung des Sprachentstehungsprozesses
„Gerade indem die Kultur fortschreitet, und immer mehr und mehr der Ausdruck der Überzeugung, der Ausdruck des Konventionell-Sozialen in die Sprache eindringen muß im Fortschritt der Kultur, desto unpoetischer, unkünstlerischer wird die Sprache. Und der Dichter muß erst wiederum mit der Sprache kämpfen, um sie in künstlerische Gestaltung umzusetzen, in dasjenige, was Sprachgestaltung selber ist.
[...] Es gewinnen heute einige Sprachen durch den Verlauf ihrer Entwickelung allmählich einen unkünstlerischen Charakter, verfallen in eine unkünstlerische Dekadenz. Und wenn nun der Dichter daran geht, die Sprache zu gestalten, so handelt es sich darum für ihn, daß er auf einer höheren Stufe diesen Sprachentstehungsprozeß selber wiederholt, daß er in der Gestaltung seiner Verse, in der Behandlung des Reimes, in der Behandlung der Alliteration [...] etwas trifft, was verwandt ist diesem Sprachentstehungsprozeß.
Der Dichter wird durch sein intuitiv-instinktives Vermögen gedrängt, da wo es sich darum handelt, das Innere zum Ausdruck zu bringen, zum Vokalisieren zu greifen; man wird eine Häufung der Vokale haben. Und wenn der Dichter das Äußere zu gestalten hat, wird er greifen zum Konsonantieren. Man wird eine Häufung des einen oder anderen Elementes haben, je nachdem das Innere oder das Äußere zum Ausdruck gebracht werden soll. Dem muß der Rezitator und Deklamator nachgehen, denn dadurch wird er jenen Rhythmus von Innerlichkeit und Äußerlichkeit wiederum nacherschaffen können. Auf diese Sprachgestaltung, auf das Herausheben dessen, was so in dem künstlerischen Behandeln der Sprache liegt, wird es vorzugsweise ankommen bei der Neugestaltung der rezitatorisch-deklamatorischen Kunst.“ (Rudolf Steiner, Marie Steiner-von Sivers, Die Kunst der Rezitation und Deklamation (GA 281), S. 100ff)